Streaming-Tipps für die Konfirmationen in der Corona-Zeit

In den kommenden Wochen stehen die Konfirmationen unter Corona-Bedingungen an. Das ist eine Herausforderung, die das Thema Videostreaming in vielen Gemeinden wieder auf die Tagesordnung holt. Auch wenn man die Konfirmandengruppen aufteilt, ist es häufig nicht möglich, alle Personen, die die Gottesdienste besuchen wollen, in der Kirche unterzubringen.

Vor allem Gemeinden, die bisher keine digitalen Gottesdienste durchgeführt haben oder ihre Gottesdienste aufgezeichnet und sie anschließend auf Videoportalen oder in sozialen Netzwerken hochgeladen haben, überlegen nun, wie sie diesen besonderen Tag der Konfirmation live ins Netz bekommen.

Streaming über YouTube

Als Beispiel-Videoportal wird hier YouTube gewählt. Für das Live-Streaming per PC oder Mac (also nicht per Handy oder Tablet) wird man problemlos nach 24 Stunden freigeschaltet. Auch wenn das Streaming mit dem Handy häufig beworben wird, besteht hier das Problem, dass man dafür 1000 Abonnenten vorweisen muss. Da diese Hürde für die meisten Gemeinden bis zur Konfirmation nicht zu meistern ist, kommen hier also Tipps, die ein problemloses Live-Streaming ohne diese Abonnentenzahl ermöglichen.

Allen Lösungen ist gemein, dass sie eine gute Internetverbindung mit einem stabilen Upload (quasi das Senden) erfordern.

Verhältnis von Videoqualität und Internetbandbreite

Full
HD

1080p,
1920 x 1080 Pixel

ab
3.000 – 9.000 kbit/s

HD
(Ready)

720p,
1280 x 720 Pixel

ab
1.500 – 6.000 kbit/s

 

Das sind allerdings nur Richtwerte, denn welche Upload-Datenrate benötigt, wird hängt von der Auflösung und dem Bildinhalt ab. Je höher die Auflösung, umso mehr Pixel enthält ein Bild, und umso höher muss auch die Datenrate sein. Es macht natürlich einen Unterschied, ob ich die gängigen 25 oder 30 Bilder pro Sekunde (fps) oder die bessere aber doppelte Auflösung von 50 oder 60 fps eingestellt habe.

Auch der Bildinhalt macht hier einen Unterschied: Wenn jemand vor einem einfarbigen oder schlichten Hintergrund gestreamt wird, benötigt man für eine gute Qualität eine geringere Datenrate als ein detailreiches Bild mit viel Bewegung, wie zum Beispiel ein Theaterstück oder ein Chor. Daher kann es sein, dass für einen Live-Stream mit der gleichen Qualität unterschiedliche Datenraten benötigt werden.

Wenn manchmal keine oder keine ausreichende Internetverbindung in der Kirche besteht, weil beispielsweise die Datenrate zu gering, das WLAN zu schwach oder das LAN-Kabel zu kurz ist, bietet sich eine Internetverbindung über Mobilfunk an. Falls diese nicht über ein Smartphone hergestellt werden kann, sind sogenannte Homespots eine gute Lösung.

Der Vodafone GigaCube ist wohl der populärste Homespot auf dem Markt, aber inzwischen gibt es gute Alternativen von Congstar, O2 oder auch die Speedbox der Telekom. Bevor man sich hier entscheidet, sollte man prüfen, welches der Netze am primären Einsatzort des Homespots am stärksten ist. Hat man ein LTE Signal, wird der Stream funktionieren. Wieviel Datenvolumen man nun für Gottesdienste buchen sollte, kann man sich leicht ausrechnen:

 

Auflösung

Framerate

Bitrate

Datenvolumen/
Stunde

720p

30fps

3000
kbit/s

1.35
GB

720p

60fps

4500
kbit/s

2.052
GB

1080p

30fps

6000
kbit/s

2.7
GB

1080p

60fps

10000
kbit/s

4.5
GB

 

Eine Notlösung kann auch sein, sich das Internet aus einem benachbarten Gemeindebüro über eine LAN-Kabeltrommel in die Kirche zu holen. Das Kabel könnte man direkt bis zum Streaming-Rechner/Notebook legen oder – sollte die Kabellänge nicht ausreichen – einen WLAN-Router in der Kirche daran anschließen.

In jedem Falle einen Speedtest durchführen und die Werte mit der Tabelle oben vergleichen – Achtung: der Upload-Wert ist für den Stream relevant.

Für den Weg von Bild und Ton ins Netz gibt es verschiedene Lösungen, diese sind in Tutorials in einer Playlist zusammengefasst: www.ekir.de/url/SMm

Zwei sehr einfache Technik-Lösungen sind hier noch ergänzend erwähnt:

Lösungsvorschlag 1: Elgato Cam Link Stick

Zunächst wird eine Kamera oder ein Camcorder auf einem Stativ oder Rollwagen benötigt. Diese sollte an einem höchstens fünf, maximal aber sieben Meter langen HDMI-Kabel angeschlossen werden. (Bei größerer Länge könnte das Kamerasignal zu schwach sein.) Falls es möglich ist, eine Kamera mit einem größeren HDMI-Stecker als Micro-HDMI einzusetzen, wäre es ratsam, da diese Stecker und Buchsen oft wackelig sind. Sollte nur Micro-HDMI gehen, sollte der Stecker mit etwas Klebeband gesichert werden.

Das HDMI-Kabel nun an den Elgato Cam Link Stick anschließen. Über den Cam Link schließen Sie so ganz einfach Ihre DSLR, Ihren Camcorder oder Ihre Action Cam direkt an den PC oder Mac an. Ihr Rechner erkennt die Kamera nun als Webcam. Wenn Sie nun bei YouTube einen Livestream starten, können Sie diese Kamera als Bildquelle auswählen. Achtung: Auch die Tonquelle muss bei YouTube ausgewählt werden, sonst wird das am Notebook eingebaute Mikro genutzt. Eine zweite Herausforderung, vor allem in Kirchen, ist also der Ton. Sollten Sie mit einem Richtmikrofon an der Kamera arbeiten (z.B. eins von Rode), sollte sich die direkte Tonquelle dennoch nicht weiter als zwei Meter vom Mikro befinden, wenn es nicht hallig werden soll. Gute Videos dazu sind hier:

Welches Mikro?

 

Wie nutze ich ein Richtmikro?

 

Sollte die Kamera ein Line In für den Ton haben – z.B. XLR oder kleine Klinke – dann empfiehlt es sich, den Ton der Mikroanlage der Kirche über einen Kabelweg an der Kamera anzuschließen.

Lösungsvorschlag 2: OBS

Es gibt einige Gemeinden, die mit diesem SetUp sehr erfolgreich arbeiten: Im Grunde verdoppelt sich nur die Kameratechnik: Eine zweite Kamera wird auf dem gleichen Weg über einen zweiten Elgato Cam Link Stick am Rechner (USB) angeschlossen. Da YouTube ja nur auf eine Kamera zugreifen kann, kommt nun eine Encoder-Software wie OBS zum Einsatz. Hier kann ich wie in einer Bildregie beim Livestream zwischen beiden Kameras wählen. Wie man über OBS ganz einfach nach YouTube streamt ist in einem Video der Playlist (s.o.) sehr gut erklärt. Auch Texteinblendungen – z.B. Liedtexte sind darüber möglich. (Hinweis: ist ein Liedtext in einem Video eingeblendet, muss dieses aus urheberrechtlichen Gründen nach zwei Tagen aus dem Netz entfernt werden. Es empfiehlt sich also die Liedtexte in der Videobeschreibung bei YouTube einzustellen und später wieder zu entfernen – so kann das Video weiterhin der Gemeinde zur Verfügung stehen. Oder man stellt das Liedblatt als PDF zum Download bereit.)

Ein kleiner Tipp noch zu diesem Lösungsvorschlag: Falls möglich sind zwei identische Kameras von Vorteil – bei gleichen Bildsensoren sind die Farben im Hin- und Herschneiden der Kameras immer gleich.