Enge Schutzregeln für die Wiederaufnahme von Gottesdiensten und sorgsame Vorbereitung

Präses Rekowski: „Gottesdienste werden nicht sein, wie wir sie kannten“

Düsseldorf. „Mit der Ermöglichung von Präsenzgottesdiensten hoffen viele Gemeindemitglieder auf ein normales kirchliches Gemeindeleben“, sagt Präses Manfred Rekowski. „Doch auch, wenn wir grundsätzlich wieder gemeinsam Gottesdienste feiern können, hat der Gesundheitsschutz der Besucherinnen und Besucher sowie der Mitwirkenden Priorität.“ Deshalb sei es verantwortungsvoll, die bevorstehende Öffnung der Kirchen behutsam anzugehen, unterstreicht der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Über die Wiederzulassung von Gottesdiensten mit in der Kirche präsenter Gemeinde beraten heute die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten mit der Bundeskanzlerin abschließend.

Was zum Schutz der Besucherinnen und Besucher getan wird

Vermutlich werden zunächst nur einige der 668 Gemeinden der Evangelischen Kirche im Rheinland schon an diesem Sonntag Präsenzgottesdienste anbieten; so etwa in Köln. Weil aufgrund der Schutzvorschriften nur maximal 40 Gäste in der Antoniterkirche, die eigentlich über 150 Plätze verfügt, teilnehmen können, werden dort drei Gottesdienste angeboten. Zu diesen muss man sich zuvor im Gemeindebüro anmelden. Den Rahmen für die Schutzmaßnahmen bietet ein Eckpunktepapier der Evangelischen Kirche in Deutschland, das mit dem Bundesinnenministerium abgestimmt ist. Für örtliche Leitungsgremien der Kirchengemeinden (Presbyterien), die über die Präsenzgottesdienste eigenverantwortlich entscheiden, hat die Evangelische Kirche im Rheinland ergänzende Hinweise, Anregungen und Bausteine zum Thema Präsenzgottesdienste zusammengestellt. Darin werden die wichtigsten Punkte konkretisiert. Dort geht es um organisatorische und liturgische Fragen, um Hybrid-Gottesdienste und theologische Anregungen.

„Wir leben aber nicht im Normalzustand“

In großen Teilen der rheinischen Kirche laufen die Planungen für Präsenzgottesdienste eher auf Pfingsten hin. So hat sich etwa der Pfarrkonvent im Kirchenkreis Duisburg dafür ausgesprochen, zunächst bis Ende Mai keine Präsenzgottesdienste zu feiern. „Die aktuelle außergewöhnliche Krisenzeit, die mit oder ohne Erleichterungen noch lange andauern wird, zwingt uns in vielen Bereichen zu restriktiven Maßnahmen, die wir als evangelische Kirche normalerweise nicht gewohnt sind. Wir leben aber nicht im Normalzustand“, schreibt Duisburgs Superintendent Armin Schneider in einem Brief an die Gemeinden.

Gemeindegesang wird es nicht geben

Virologen und andere Experten sehen eine Rückkehr zur bisher gekannten Normalität noch lange nicht. Auch in der Kirche werde es auf längere Zeit keinen normalen Gemeindealltag geben, sagt Präses Rekowski. Die erwähnten „Eckpunkte einer verantwortlichen Gestaltung von künftigen Gottesdiensten“ schreiben einen Mundschutz und konsequenten Abstand von mindestens eineinhalb Metern vor. Gesang und den Einsatz von Blasinstrumenten wird es nicht geben. Eingangskontrollen sind geboten. „So, wie wir sie kannten, werden unsere Gottesdienste bis auf weiteres nicht sein“, lautet Rekowskis Einschätzung entsprechend. „Auch wenn sich Gemeindemitglieder nach so langer Zeit der Kontaktsperre in einer Kirche wiedersehen, wird sich kaum das ihnen vertraute Gemeinschaftsgefühl einstellen.“

Viel Neues ist entstanden

In den vergangenen Wochen sei viel Neues in Sachen Gottesdienst entstanden, das von großer Kreativität und Energie zeugt und alles andere als minderwertig ist, unterstreicht Rekowski. Gottesdienste fallen nicht etwa seit Wochen ersatzlos aus – im Gegenteil. Auch in der aktuellen Normalität können Christinnen und Christen zuversichtlich glauben: „Gott ist da. Und Gemeinde lebt“, sagt der Präses. „Was es alles zu entdecken gibt, wenn wir die gewohnten Pfade verlassen, das zeigt sich in diesen Wochen. Gemeinde entdeckt sich vielfältig, auch jenseits der sonntäglichen Präsenzgottesdienste.“