Wegweiser durch die Plastikwelt

  • Nr.
  • 4.11.2020
  • 3713 Zeichen
  • Ralf Thomas Müller
  • Martin-Butzer-Gymnasium/Ruhl

Die App „SmartPlastic“ hilft, sich in der Plastikwelt zurecht zu finden. Entwickelt haben sie Schülerinnen und Schüler des Martin-Butzer-Gymnasiums in Dierdorf – gemeinsam mit anderen Jugendlichen aus drei Ländern. Trägerin der Schule ist die Evangelische Kirche im Rheinland.

„Die Schülerinnen und Schüler haben sich trotz Corona nicht entmutigen lassen, und darauf können sie stolz sein“, sagt die betreuende Lehrerin Jessica Nappe. Ein „harter Kern“ habe das Projekt zu einem guten Abschluss gebracht. Nun können Interessierte in der App „SmartPlastic“ zum Beispiel erfahren, wie sich ohne Kunststoffe ein Glasreiniger oder ein Spülmittel selbst herstellen lässt. Die App entstand in einem „Erasmus+“-Projekt. Im Fokus dieser von der Europäischen Union geförderten Schulpartnerschaften stehen Begegnungen von Schülerinnen, Schülern und ihren Lehrkräften. Die Projektarbeit widmet sich gesellschaftlichen Fragen sowie der Vermittlung interkultureller Kompetenzen und Toleranz in der Schule.

„Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff“

Im Oktober 2018 ist das Projekt gestartet. Am „Erasmus+ Projekt“ waren neben dem Martin-Butzer-Gymnasium, Partnerschulen aus Dänemark, Polen und Italien beteiligt. Jeweils 20 bis 25 Schülerinnen und Schüler einer Schule setzten sich mit der Frage „Life in Plastic – Is it fantastic?“ auseinander. Sie sammelten Plastikmüll, gingen den ökologischen Folgen der Plastikwelt auf den Grund und suchten nach Alternativen. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich zunächst mit der grundsätzlichen Frage „Was ist Plastik überhaupt?“. „Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff“, erläutert Jessica Nappe. Es gehe nicht darum, Plastik zu verteufeln, sondern zu erkennen, wo darauf verzichtet werden könne und wo nicht.

Alternativen und Entsorgung

In außerschulischen Lernorten fand das Projekt Unterstützung. Die Projektgruppe besuchte im Landkreis Neuwied eine Niederlassung der internationalen Firma „Tomra“, die sich auf Sammel-Systeme und Sortierlösungen spezialisiert hat. Die Schülerinnen und Schüler lernten zudem die Firma „ABC-Team Spielplatzgeräte“ kennen. Als lokaler Kooperationspartner zeigte das Unternehmen alternative Möglichkeiten zur Verwendung von Kunststoffen auf. Holz stand dabei als hochwertige und robuste Alternative im Zentrum der Exkursion. Außerdem besuchten die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer die Abfallentsorgungsanlage des Landkreises Neuwied und die Sortieranlage der Firma „Suez“ in Ochtendung.

500 Euro Preisgeld für die App

Screenshot der SmartPlastic-App.

Die Corona-Pandemie veränderte die Situation ab März 2020 allerdings schwerwiegend. Gemeinsame Treffen der Partnerschulen fanden nicht mehr statt. „Unsere Partnerschule in Dänemark war zum Beispiel dreimal im Lockdown“, berichtet Nappe. Austausch gehöre zu einem Erasmus-Projekt sonst unbedingt zum Programm. Dennoch konnte die Plastik-App jetzt symbolisch an den Neuwieder Landrat Achim Hallerbach und Gabi Schäfer vom Referat Umwelt, Energie und Klima des Landkreises übergeben werden. Die App hat darüber hinaus beim Wettbewerb des Landes Rheinland-Pfalz „Müll nicht rum“ den 5. Platz belegt und damit 500 Euro gewonnen.

Ein neues Projekt ist geplant

„Wir starten als nächstes mit einem Erasmus-Projekt zum Thema Nachhaltigkeit“, sagt Nappe. Dann seien eine andere italienische Schule und Schulen aus Lettland und Griechenland daran beteiligt. Das Gymnasium hat sich dazu entschlossen, auch wenn es im kommenden Jahr wegen der Corona-Pandemie keine Austauschprogramme geben wird.

Die „SmartPlastic“-App ist im Google Play Store und im Apple App Store erhältlich.