Eigentlich hatte die Evangelische Kirchengemeinde Troisdorf Abriss und Neubau geplant, doch das Vorhaben wurde aus Kostengründen wieder verworfen. Inzwischen steht die Sanierung des Altbaus für ein neues Konzept der Öffnung in die Stadtgesellschaft.
„Da bröckelte alles.“ Pfarrer Ingo Zöllich beschreibt den heruntergekommenen Zustand des Gemeindehauses der Evangelischen Kirchengemeinde Troisdorf (Kirchenkreis An Sieg und Rhein) zu dem Zeitpunkt, als vor zehn Jahren die Diskussion um die Zukunft des Gebäudes begann. Der Bau aus den 1930er-Jahren schien dem Abriss geweiht, aber die Kosten für einen Neubau überstiegen die Möglichkeiten der Gemeinde. Der Enttäuschung darüber folgten vor fünf Jahren Überlegungen, ob nicht stattdessen Sanierung und Umbau denkbar seien. Das Ergebnis feierte Anfang September dieses Jahres Eröffnung: ein von der Kirchengemeinde getragenes Stadtteilzentrum, an dessen Betriebskosten sich die Stadt Troisdorf zur Hälfte beteiligt.

„Wir hatten von Anfang an die Idee, das Gebäude zu öffnen“, erzählt Pfarrer Zöllich. Denn das Gemeindehaus liegt mitten in der Stadt in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und der Fußgängerzone. Und es ist groß: Dass ein Saal und vier Gruppenräume gleichzeitig von der Gemeinde genutzt werden, kommt so gut wie nie vor. Zudem hatte die katholische Gemeinde ein zentrales Gebäude zugunsten von Wohnungsbau abreißen lassen. Es fehlte an Versammlungs- und Feiermöglichkeiten in der Innenstadt. Im Jubilate-Forum in Lindlar und im Quartierhaus in Wuppertal-Dönberg holte sich die Kirchengemeinde Inspiration für ihr Vorhaben. Auch eine Abfrage bei örtlichen Vereinen und Organisationen bestätigte das Interesse.
Das öffnete die Tür zu Förderanträgen. Auch wenn das Verfahren enorm zeitaufwendig war und den Umbau verzögert hat, weil der Baustart nicht ohne vorliegenden Bescheid erfolgen darf – am Ende hat es sich gelohnt: Durch Bewilligungen aus dem Programm für Quartiersarbeit der Sozialstiftung NRW (früher Stiftung Wohlfahrtspflege) und den Fördermitteln der Aktion Mensch für den barrierefreien Umbau konnte rund eine Million Euro des 4,4 Millionen Euro teuren Projekts refinanziert werden. Dazu kamen noch die üblichen Fördergelder für die energetische Sanierung.
Sahnehäubchen der Entwicklung war dann in diesem Jahr die Entscheidung im Sozialausschuss des Rates der Stadt Troisdorf, das Gemeindehaus nach einem Bewerbungsprozess als Stadtteilzentrum für Troisdorf-Mitte auszuwählen. Weiterer Vorteil neben der Beteiligung an den Betriebskosten: Für zunächst drei Jahre finanziert die Stadt eine Quartiersmanagement-Stelle in Teilzeit. Sie wird beim Diakonischen Werk angesiedelt und die Aktivitäten im Stadtteilzentrum koordinieren.
Vereine und Organisationen können das Stadtteilzentrum kostenlos nutzen, wenn ihr Angebot einen sozialen Hintergrund hat und allen offensteht. Die Gemeinde als Hausherrin hat dabei anders als die zur Neutralität verpflichtete Stadt die Möglichkeit zur Ablehnung: „Wir werden eine Hausordnung haben, die beispielsweise extremistische Aktivitäten ausschließt“, kündigt Zöllich an. Da die Koordination bei der Gemeinde liegt und es vor allem um regelmäßige Angebote geht, ist er sicher, dass die kirchlichen Interessen in der neuen Konstruktion nicht zu kurz kommen. Wo es daneben noch Spielraum gibt, können die Räume für private Zwecke angemietet werden.
Die Stimmung in der Gemeinde gegenüber dem Projekt beschreibt der Pfarrer daher auch als „grundsätzlich positiv, verbunden mit einer gespannten Erwartungshaltung“. Das damals bröckelnde Gemeindehaus künftig als ein zentraler Treffpunkt der Troisdorfer Stadtgesellschaft – den meisten wäre das vor zehn Jahren noch als eher abwegige Zukunftsvision für den vom Abriss bedrohten Altbau erschienen.
Dieser Beitrag ist der aktuellen Ausgabe des Magazins EKiR.info für die Mitglieder der Presbyterien entnommen. Das komplette Oktoberheft finden Sie zum Download hier.